Ökologischer Spaziergang auf
der Île des Embiez (Teil 5)

12. Die Vegetation am Südhang des Hügels

Die charakteristischen Arten der Flora der Île des Embiez sind überwiegend ausdauernde Pflanzen. Bäume, Sträucher, Halbsträucher, oder Lianen sind Phanerophyten mit dauergrünen Blättern.

Xerophile, die an trockene Standorte angepasst sind, Thermophile, die an heißen Stellen überleben können und Heliophile, die starke Sonneneinstrahlung ertragen können.
Man findet auf der Insel Lippenblütler (Lamiaceae) wie Rosmarin und Lavendel (Lavandula stoechas) und Ericaceen wie den Erdbeerbaum oder die Baumheide.

Die weniger häufigen einjährigen Arten sind Therophyten, die die schlechte Jahreszeit, hier den Sommer, in Form der Samen überdauern oder Geophyten, die Erneuerungsorgane besitzen, in denen sie im Boden geschützt sind. Dazu zählen die Knollen der Orchideen oder der Narzisse oder der Wurzelstock des Sauerampfers.

Auf der Insel gibt es keine einheitliche Pflanzenformation, sondern Flecken, die sich durchmischen und sich entgegenstehen, unter den wechselhaften Einflüssen des Klimas, der Böden aber auch der Weidetiere und seit 1958 durch den Menschen mit seiner zunehmenden Bebauung.

Seit Jahrtausenden hat sich die Vegetation auf der Insel in auf einander folgenden Stufen entwickelt:
°einem Kryptogamen-Stadium mit Flechten, die sich auf den kaum entwickelten Böden auf einem harten Fels ansiedelten,
°einem Wiesenstadium mit Thero- und Geophyten,
°danach mit einer Zistrosengesellschaft,
°einer niedrigen Macchie und
°einer hohen Macchie, von der auf der Insel einige Arten wie seltene Erdbeerbäume und Steineichen (Quercus ilex)
erhalten blieben.

Von der Wald-Klimaxgesellschaft, dem Endzustand des Waldökosystems in dieser Umwelt, sind auf der Insel die seltenen Steineichen vielleicht die letzten Spuren?
Heute scheint jede fortschreitende Entwicklung unter dem Einfluss des Menschen unmöglich und im Gegensatz dazu findet eine rapide Zerstörung der natürlichen Vegetation statt (Verstädterung, künstliche Gestaltung, Vereinfachung, Einfuhr fremder Arten wie Carpobrotus).

Die Zistrosengesellschaft, im Frühling eine prächtige Formation
Sie gedeiht zwischen der Pointe de Cougoussa und dem Hügel des Château, es ist eine niedrige Pflanzenformation, deren charakteristische Arten kleine ausdauernde (Halb-)Sträucher sind, die auf einer Wiese mit Brachypodium ramosum und einigen Einjährigen vorherrschen.
Im Frühjahr blüht die Zistrosengesellschaft warm und duftend (s. Foto unten), vor einem blauen Himmel und einem klaren Meer ist es ein traumhaftes Erlebnis. Wir wollen einige der schönsten Arten kennenlernen: die Zistrosen…

       
     ° die Salbeiblättrige Zistrose ist ein Halbstrauch, der 80 cm ereichen kann, mit blassgrünen, nicht klebrigen, gestielten Blättern mit einer hervortretenden Netznervatur. Die weißen Blüten sind groß (4-5 cm). Die Frucht ist eine flaumige Kapsel.
  ° Die Montpellier-Zistrose ist ein Strauch  mit duftenden Blättern, lang und schmäler als die der vorherigen Art, klebrig , ohne Stiel, die Kanten zur Unterseite hin eingerollt, mit drei Nerven und langen angedrückten Haaren. Die Blüten sind weiß, klein (2-3 cm), in Trauben; die Frucht ist eine Kapsel.
° Die Rote Zistrose  (C. albidus), die man auch auf der Insel findet, besitzt fein weißflaumige Blätter (daher der lateinische Name!) und rosa Blüten.

° Die Zistrosen-Schmarotzerblume
(Cytinus hypocistus)