Am Ausgang der Gorges d'Ollioules nimmt man die N8 Richtung Le Beausset. 2,5 km nach Sainte-Anne d’Evenos nimmt man die Straße nach links, die zur Chapelle du Vieux-Beausset führt. Man erreicht die Orientierungstafel.
Es ist eine weite Senke, die von
Cassis bis Toulon reicht, geformt durch die Stapelung von
Schichten, die in der Kreidezeit in konzentrischen Ringen
abgelagert wurden, sie reichen vom Barremium (N4U) bis zum
Valdo-Fuvélien (C6). Es handelt sich um eine Falte, deren jüngere
Sedimentschichten in der Mitte der Struktur liegen und die
obersten sind, daher ist es eine Synklinale
(Faltenmulde).
Sie wird begrenzt
– durch die permische Senke,
– im Süden durch die Überschiebungsdecke
der Einheit von Bandol,
– im Südwesten vom Meer und den Massiven von
Marseilleveyre-Carpiagne,
– im Norden durch die Kette des Saint-Baume und
– im Westen durch das Becken von Marseille.
S = Sockel P = Perm T = Trias Ji= untere Jura Jm = mittlere Jura Js = obere Jura N4U = Barremium mit Urgon-Fazies |
N5 = Aptium C2a = Cenomanium, Sandstein C3 = Turonium C4 = Coniacium C5 = Santonium C2R, C3R, C4R = Kalkbänke mit Rudisten C5M = Santonium, Mergel |
I = Einheit von Saint-Mandrier II = Einheit von Sicié |
III = Einheit von Bandol IV = Einheit von Beausset |
In der Mitte der Synklinale
finden sich die jüngeren Ringe, datiert in das Valdo-Fuvélien von
Fontanieu und oberes Santonium (C5M), die eine mergelige Senke
bilden, eingerahmt von den Schichtstufen von Castellet und La
Cadière d'Azur (Kalke mit Rudisten, unteres Santonium, C5R). Am
Rand finden sich die älteren Ringe. Der äußerste Ring mit seinen
Kalken aus dem Urgo-Barremium (N4U) und seiner schwach
ausgeprägten Kante aus mergeligen Kalken (Neokom, untere
Unterkreide, N3-2: Berrias, Valendis, Hauterive) liegt auf oberer
Jura (JD und J9), die nach Norden, Westen und Süden ausstreichen.
Die Erosion hat, bedingt durch die Aufeinanderfolge von harten und
weichen Schichten, drei Schichtstufenlinien herausgebildet: La
Marcouline, Ceyreste und La Cadière d'Azur.
In der Kreide, als sich in
der Tiefe des alpinen Meeres, das im Norden lag,
mergelig-kalkige Schichten ablagern, findet sich im Süden
ein warmes Flachmeer.
– In der unteren
Kreide lagern sich neritische (Meeresbereich bis 200
m) Schichten ab (provençalische genannt), wie die Kalke des
Barremium mit der Urgon-Fazies, charakteristisch für die
provençalischen Landschaften, wo sie steile,
widerstandsfähige Bänke (Gros
Cerveau, Faron...).
Im Albium, als sich im Norden eine aufgetauchte Zone
bildete, erscheint im Süden ein sich absenkender Graben
(fortschreitendes Absinken des Grundes eines
Sedimentationsbeckens) in Ost-West-Richtung, in dem eine
Tiefensedimentation Kalke mit Ammoniten (N6a) entstehen
lässt.
– Im Simaille belegt das Vorkommen von Kalken aus
biologischen Bruchstücken mit Rudisten und Orbitolinen eine
Hebung der Urgon-Falte des Toulousane bei Saint-Anne
d'Evenos.
In dieser Zeitstufe registriert man während der
Sedimentation interessante tektonische Bewegungen im
südlichen Sockel.
– In der oberen
Kreide wird während des unteren Cenomanium
(C2a) die marine Serie auf diese südliche Zone
eingegrenzt, mit Sandsteinen und silikatischen Sanden
mit Orbitolina (Sande
von Val d'Aren).
– Im oberen Cenomanium
belegt das Auftreten von Kalken mit Rudisten
(Schichtstufe von Marcouline, C2R) eine Transgression
des Golfes der unteren Provence am südlichen Abhang der
Festlandszone (blauer Bereich in der Karte neben).
Das Meer ist warm, bedeckt mit echten Riffen (Biostromen
oder linsenförmigen Riffen oder Bioherme, Riffe in
durchgehenden Bänken), reich an Caprina.
Im Turonium während
der Riffsedimentation mit häufigem Vorkommen von
Rudisten der Gattungen Hippurites und Radiolites,
reichert sich im Süden, in einer höher gelegenen Zone,
Material vom Festland an, hier ist die Diskontinuitätsfläche
L2 die durch eine eisenhaltige Kruste von einigen
Zentimetern Dicke am Gros Cerveau und einige Meter dick
am Mont Caume markiert wird.
m unteren Senonium (Coniacium) werden die Falten aus dem
Albium erneut gefaltet und die Veränderung der
Wassertiefe im Golfe ermöglicht die Ansiedelung von
Rudisten (Hippurites und Radiolites) in Bänken (Barre
de la Jaume (C2R)) oder in linsenförmigen Haufen
(C4R) auf den Falten.
Im Santonium
(C5R und C5M) herrscht eine marine Sedimentation von
Flussdelta-Material vor und die südprovençalische Rinne
füllt sich fortschreitend durch die Zufuhr von Abraum aus
dem südlichen Massiv auf, so dass die Riffbänke zugedeckt
werden. Am Ende des Santonium und des Campanium belegen
mergelige Kalke mit Molluskenresten und Spuren von
Braunkohle
(Fontanieu, Valdo-Fuvélien, C6) einen zunehmenden
Übergang von der marinen Sedimentation zu einer
Sedimentation in Flüssen und Seen und schließlich zur
kontinentalen Sedimentation. Die Regression des
Meeres ist allgemein verbreitet und der Golf der unteren
Provence füllt sich.
Insgesamt also eine Sedimetationsphase mit abwechselnder
Transgression und Regression, die einen Sedimentationszyklus
darstellt.
Im Maastrichtium
taucht die Provence endgültig auf, gefolgt von
Stauchungen, die durch die ersten
pyrenäisch-provençalisch-tektonischen Bewegungen
hervorgerufen werden, so dass sich die Sedimentationsdecke
faltet.
"Die
Scholle der Verschiebung von Vieux Beausset
Der Hügel, der die Kapelle trägt ist,
eine Scholle aus der mittleren Trias (dolomitische Kalke
aus dem Muschelkalk, T6-4), der oberen Trias
(verschiedenfarbige, gipshaltige Mergel, T9-7) und
tonigen Kalken mit „bones-beds“ (Fischknochen und
Crustaceenbruchstücke) aus dem Rhaetium (T1) und dem
unteren Jura (I2), ungewöhnlich isoliert auf Mergeln und
Sandsteinen des Santonium (C5M) oder direkt auf den
mergeligen Kalken des Valdo-Fuvelien (C8) der Synklinale
von Beausset.
Man kann auf einer kleinen Ebene rechts
neben der Kapelle eine Gipsschicht sehen. Marcel
Bertrand erkannte 1887, dass diese Schichten von
Vieux-Beausset nicht autochton (also nicht an Ort und
Stelle entstanden) sind. Er stellte fest, dass in der
Braunkohlengrube von Fontanieu der Muschelkalk abnormal
auf den mergeligen Kalken mit der Braunkohle aus dem
Fuvelien (obere Kreide) liegt. Er entwickelte die
Hypothese, dass es sich um eine Überschiebungsscholle
oder „Klippe“ handelt, also um den Rest einer
Überschiebungsdecke, entstanden durch tektonische
Bewegungen und durch die Erosion freigelegt.
Im Eozän
ist die Provence aufgetaucht und die Antiklinalen
unterliegen einer intensiven Erosion. Während der extrem
starken pyrenäisch-provençalischen Bewegungen am Ende
des Eozäns (35 Mio a) lösen sich die Schichten des
Muschelkalks und des Jura von der Einheit von Bandol ab,
gleiten 5 km (!) weit auf der gipshaltigen Schicht der
mittleren Trias (T4), die die Rolle einer
„Seifenschicht“ spielt, und gelangen über das Material
des heutigen Gros Cerveau (der damals noch nicht seine
heutige Höhe hatte, die Hebung des Grand Cerveau tritt
erst im Oligozän ein).
Weiter im Norden treten die
südprovençalischen Verschiebungen auf (Verschiebung der
Einheit von Beausset auf die Einheit des Sainte Baume).