Der marine Lebensraum im weitesten
Sinne ist ein Mosaik von Biozönosen, d. h. Lebensgemeinschaften,
eingebettet in ihrer Umwelt.
– Die Biozönose
wurde von Möbius 1887 definiert als „eine Ansammlung von
Lebewesen, die in ihrer Zusammenstellung, der Zahl der Arten und
der Individuen an bestimmte durchschnittliche Bedingungen des
Lebensraumes angepasst sind; die Lebewesen sind untereinander
wechselseitig abhängig und sie erhalten und vermehren sich in
einem bestimmten Raum gleichbleibender Art“.
– Für Lemée 1967: „ ebenso wie ein Organismus nicht nur
einfach ein Nebeneinander von Geweben und Organen ist, sondern
eine Ganzheit, deren Eigenschaften nicht nur die der getrennten
Bestandteile sind, ist eine Lebensgemeinschaft eine neue
Ganzheit, die nicht nur das zufällige Zusammentreffen von
Einzellebewesen darstellt, sondern einen eigenen Aufbau, ein
eigenes Wirkungsgefüge und eine eigene Entwicklung besitzt“.
– Der Biotop entsteht, wenn ein Raum von Lebewesen besetzt
wird, oder nach Pérès „ein geographischer Bereich, der
Bedingungen unterworfen ist, von denen die wichtigsten
gleichartig sind“.
– Der Mensch wurde darauf gelenkt, „die
Bedingungen, unter denen Lebewesen exitistieren und die
Wechselwirkungen in der gesamten Natur, die zwischen den
Lebewesen und ihrer Umwelt bestehen“ zu erforschen; das ist
die Definition der Ökologie nach Dajoz.
– Die Umwelt wird als eine
Zusammenstellung der ökologischen Faktoren (Ökofaktoren)
betrachtet:
physikalisch-chemische und biotische Faktoren (biotische Faktoren:
Zusammenstellung der Wechselbeziehungen, d. h. den fördernden und
beeinträchtigenden Wirkungen, die sich zwischen den Lebewesen
abspielen).
° Der marine Lebensraum kann als
eine Zusammenstellung einzelner Ökosysteme oder auch als ein
einziges Ökosystem betrachtet werden.
– Das Ökosystem ist
„ein ökologisches System, geographisch lokalisiert, das ständig
arbeitet und in dem gleichbleibende Beziehungen zwischen den
Bestandteilen Biozönose (Lebensgemeinschaft) und Biotop
(unbelebte Umgebung) bestehen“.
Die Quelle für die Energie, die für
den Betrieb des Ökosystems (Biozönose + Biotop) erforderlich ist,
ist die Sonne
Der Mensch hat zunehmend begriffen,
dass die Veränderungen der klimatischen Bedingungen, die brutalen
Eingriffe in bestimmte physikalische, chemische oder biotische
Faktoren in Folge übermäßiger Nutzung und Verschmutzungen für eine
einwandfreie Arbeitsweise des marinen Ökosystems schädlich sind.
– Die Produzenten
Der Motor des Ökosystems ist die
Sonnenenergie; nur die Pflanzen, die Chlorophyll-Farbstoffe
besitzen, sind dazu fähig, Lichtenergie einzufangen und in die
Energieform chemische Energie umzuwandeln, um ausgehend von
mineralischen Substanzen (Wasser, Kohlenstoffdioxid,
Mineralsalze), die in der Umwelt vorhanden sind, Moleküle von
Kohlenstoffverbindungen aufzubauen. Diese Synthese organischer
Stoffe, genannt Photosynthese, ist also die Tätigkeit der
autonomen oder autotrophen Organismen, d.h. sie können sich selbst
mit ihrer Nahrung versorgen, sie werden als Produzenten
eingestuft.
Im marinen Lebensraum sind das:
– mikroskopisch kleine Algen, die mit den Strömungen mitgenommen
werden und das Phytoplankton bilden,
– große, vielzellige Algen, die am Grund festgewachsen sind und
das Phytobenthos aufbauen und
– Blütenpflanzen (Phanerogamen) wie die Cymodoceen, die
Zostera-Arten und die Posidonien im Mittelmeer.
– Die Konsumenten (Verbraucher)
Hier handelt es sich um Lebewesen,
die chemische Energie benötigen, die in der organischen Substanz
enthalten ist, die von den Produzenten aufgebaut wurde.
Man unterscheidet Konsumenten 1.Ordnung oder Pflanzenfresser,
die sich direkt von Produzenten ernähren; sie werden auch als
Sekundärproduzenten eingestuft, da sie organische Substanz
ausgehend von Produzenten und nicht von der Sonnenenergie wie die
Primärproduzenten erzeugen.
Man unterscheidet weiter die Konsumenten 2. Ordnung oder Fleischfresser,die sich von den Konsumenten 1. Ordnung ernähren sowie Konsumenten
3. und höherer Ordnung.
– Die Destruenten (Zersetzer)
Dies sind notwendige Bestandteile
des Ökosystems, die die Mineralisierung der organischen
Substanz betreiben, d.h. die Umwandlung dieser Stoffe
(Ausscheidungen und tote Lebewesen von Tieren und Pflanzen) in
Mineralsalze. Es handelt sich um Bakterien oder kleine Wirbellose.
Diese Zersetzung setzt die mineralischen Elemente in den
Lebensraum frei, die zusammen mit dem Kohlenstoffdioxid von den
Produzenten wieder aufgenommen werden.
– Nahrungsketten und -netze
Die Lebewesen sind also miteinander
verknüpft, hinsichtlich ihrer Nahrung voneinander abhängig; sie
bilden Nahrungsketten oder trophische Ketten, die stark verzweigt,
richtige Netzwerke bilden. Eine teilweise oder völlige Zerstörung
eines Kettengliedes dieses Gefüges in Folge von Verschmutzungen
zieht die Zerrüttung des Ökosystems nach sich.
– Stoff- und Energieflüsse
Es besteht ein Fluss der chemischen
Elemente und der Energie, den man schematisch wiedergeben kann,
indem man die Beziehungen zwischen den Lebewesen, dem Untergrund
und der Umwelt darstellt.
Das Ökosystem ist thermodynamisch ein offenes System, da es Materie
und Energie durch Ablagerung oder biogeologischer Rückverwandlung
von Stoffen verliert, auch durch menschliche Tätigkeiten
(Fischfang und Wasserkulturen).
Chemische Verunreinigungen behindern das Ökosystem, werden von
einer Nahrungsebene zur nächsten weitergegeben und stellen eine
Bedrohung des Ökosystems und letztlich des Menschen dar.
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